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Tag der Erde: Wir haben nur eine Erde – investieren wir in sie!

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Tag der Erde: Wir haben nur eine Erde – investieren wir in sie!
2022 04-22

Wissenschaftlicher Fortschritt, wirtschaftliche Rentabilität und Umweltschutz Hand in Hand

Seit 1970 wird auf Initiative der UNESCO in über 175 Ländern am 22. April der „Tag der Erde“ begangen, 2022 unter dem Motto „Investiere in unseren Planeten“. Dieses aus der Wirtschaftswelt stammende Vokabular weist darauf hin, dass Unternehmenserfolg und Umweltschutz keine entgegengesetzten Pole sind, sondern ein „lukratives Geschäft“ darstellen können. Studien wie in der Harvard Business Review zitiert [1], zeigen bereits, dass Firmen mit starken ESG-Standards (Environmental Social Governance) auch eine stärkere Rentabilität und eine widerstandsfähigere Aktienperformance aufzeigen. Die Frage ist also nicht, Gewinnsteigerung oder Umweltschutz; vielmehr geht beides Hand in Hand und stellt eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten dar: Unternehmen, die Gesellschaft als Ganzes und, vor allem, für unser Zuhause, die Erde.

Die Covid-Krise der vergangenen zwei Jahre hat den Volkswirtschaften und Menschen weltweit große Anpassungsfähigkeit abverlangt und uns gezwungen umzudenken. Der UN-Generalsekretär António Guterres sieht für die Zeit danach neues Potential: „Der Weg der Erholung von der COVID-19-Pandemie ist eine Chance, die Welt auf sauberere, grünere und nachhaltigere Pfade zu führen.“[2] Diese Chance gilt es zu ergreifen, und zwar von allen zivilgesellschaftlichen Akteuren gemeinsam, sowie – gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation – über alle Grenzen hinweg. Krieg und Zerstörung hat für die Menschheit und unseren Planeten noch nie Positives hervorgebracht.

Auch das Laboratoire national de santé, das als Backbone des Luxemburger Gesundheitssystems einiges an Abfällen produziert, leistet seinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Julien Huguin, Hygiene-, Sicherheits- und Umweltbeauftragter am LNS, spricht mit uns über die Herausforderung als wissenschaftliches Labor ein Gleichgewicht zwischen Forschungsexzellenz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit zu finden.

 

Sie sind für Hygiene-, Sicherheit- und Umweltangelegenheiten am LNS zuständig. Erzählen Sie uns etwas über Ihre Tätigkeit und wie Sie zum LNS gekommen sind.

Ich bin ausgebildeter Ingenieur von der Ingenieurschule PolyTech Nancy und kam 2016 ans LNS.

Meine Arbeit besteht hauptsächlich aus vier Aktivitäten:

Die erste und wichtigste Aufgabe ist der Schutz des Personals: Ich sorge dafür, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher in unseren Laboreinrichtungen arbeiten können und jede Art von Kontamination oder Unfall vermieden wird.

Die zweite Aufgabe betrifft die Sicherheit des Gebäudes. Meine Aufgabe ist es hier, für die Sicherung der Zugangswege zu sorgen, aber auch dafür, dass die entsprechenden Anlagen (Feuer- und Gasalarm usw.) einwandfrei funktionieren. Diese zweite Tätigkeit ist stark mit der ersten verbunden; wenn das Gebäude sicher ist, ist es auch unser Personal.

Meine beiden anderen Tätigkeiten betreffen die Laborhygiene sowie die Abfallentsorgung. Hygiene ist in einer Branche wie der unseren sehr wichtig. Wenn ein Labor nicht ordnungsgemäß dekontaminiert wird, laufen wir Gefahr, falsche Testergebnisse zu erzielen; zudem kann dann für unser Personal Infektionsgefahr bestehen. Gemeinsam mit meiner Stellvertreterin koordiniere ich unser 18-köpfiges Reinigungsteam.

Was das Abfallmanagement des LNS betrifft, so arbeite ich eng mit dem Verantwortlichen für Infrastruktur und Logistik zusammen, um eine optimale Verwaltung des Gebäudes und unserer verschiedenen Abfalllagerstätten zu gewährleisten. Durch diese Zusammenarbeit wird auch das Umweltmanagement des LNS sichergestellt, insbesondere im Bereich des Energiemonitorings.

 

Dieses Interview wird anlässlich des World Earth Day am 22. April geführt. Das mag seltsam erscheinen, da ein Labor wie das LNS eine Menge Müll produziert (Einwegplastik / Einzelgebrauch). Wie geht das LNS mit diesem Thema um?

Die Position des LNS hierzu ist sehr klar. Unser Ziel ist es, die Qualität der durchgeführten Analysen und die Sicherheit des Personals zu gewährleisten, und das ohne Einschränkungen. Dabei fallen de facto Abfälle an. Um unsere Umweltbelastung zu begrenzen, unternehmen wir enorme Anstrengungen, die darauf abzielen, die Abfallentsorgung so verantwortungsvoll wie möglich zu gestalten und den nicht komprimierbaren Anteil unseres Endmülls zu begrenzen.

In einem Labor unterscheiden wir zwischen zwei Arten von Abfall: Einwegabfällen und chemischen oder infektiösen Abfällen, wobei letztere die kritischeren sind. Sie stellen eine größere Gefahr dar und haben schwerwiegendere Auswirkungen auf die Umwelt. In diesem Sinne müssen wir sicherstellen, dass unsere chemischen Abfälle richtig sortiert und gelagert werden, bevor sie wiederverwertet werden können.

Aus diesem Grund arbeitet das LNS eng mit der SuperDreckskëscht (SDK) zusammen, einer staatlichen luxemburgischen Einrichtung, die für die Abfallentsorgung zuständig ist. Gemeinsam haben wir klare Konzepte für jedes unserer Labore entwickelt. Denn der Abfall ist in den einzelnen Abteilungen sehr verschieden und muss daher auch unterschiedlich behandelt werden.

Diese Prozesse werden jährlich evaluiert und überprüft, um sicherzustellen, dass die in diesen Konzepten festgelegten Regeln eingehalten werden. Wenn dies der Fall ist, vergibt die SDK ihr Gütesiegel, das wir seit einigen Jahren besitzen.

Um zu verhindern, dass kritische Abfälle mit der Außenwelt in Berührung kommen, werden eine Reihe von Maßnahmen ergriffen (Auffangwannen, Lagerbunker, speziell belüftete Schränke, spezielle Container…), um das Sicherheits- und Umweltrisiko so weit wie möglich zu reduzieren. Um ein einfaches Beispiel zu geben: Einweghandschuhe werden, sobald sie mit biologischem Material in Berührung kommen, als infektiöser Abfall betrachtet und dementsprechend behandelt. Zu diesem Zweck geben wir sie in spezielle Container, die, sobald sie geschlossen und hermetisch versiegelt sind, von einem luxemburgischen Unternehmen in der Nähe des LNS behandelt und wiederverwertet werden. Wenn möglich, bevorzugen wir bei dieser Art der Wiederverwertung kurze Wege.

 

Das Thema des World Earth Day 2022 lautet: „Investieren Sie in unseren Planeten“ und betont die Verantwortung von Unternehmen und öffentlichen Akteuren. Welchen Beitrag leistet das LNS zu einer nachhaltigeren Welt? Welche Herausforderungen stellen sich diesbezüglich?

Unsere eigene Betriebsaktivität stellt uns in dieser Hinsicht natürlich vor ein Dilemma. Wir produzieren viel Abfall, aber mit dem Ziel, die Qualität unserer wissenschaftlichen Ergebnisse und die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten. In diesen beiden Punkten können wir keine Zugeständnisse machen. Bei unseren Aktivitäten außerhalb der Labore gibt es jedoch viele andere Punkte, bei denen wir umweltbewusst handeln können.

Im Bereich Energie haben wir zum Beispiel ein Monitoring unseres Energieverbrauchs eingeführt. Da unsere Aktivitäten relativ energieintensiv sind, wurden ca. 300 Messgeräte installiert, um unseren Verbrauch (Strom, Lüftung, Heizung, Wasser) zu überwachen. Das LNS-Gebäude ermöglicht auch die Rückgewinnung von Energie an Ort und Stelle, und zwar über ein System der Kraft-Wärme-Kopplung. Dieses gewinnt Stadtgas zurück und erzeugt so Wärme und Strom. Ein Teil davon wird genutzt, der andere wird in das Netz rückgespeist. In gewissem Maße können wir somit auch als Energieerzeuger gelten.

Was Freisetzungen in die Umwelt betrifft, so achten wir besonders auf die Luft und das Wasser, die wir ausstoßen. Das Labor nutzt z.B. die Außenluft, um das Gebäude zu heizen und zu belüften. Diese Luft tritt mit einer Temperatur von 12 Grad ein und wird dann für unsere Labore auf 20/25 Grad erwärmt. Wenn wir diese unverändert in die Natur zurückführen würden, hätten wir einen negativen Einfluss auf die Umwelt. Die erwärmte Luft fließt also wieder durch ein System, das sie auf etwa 12 Grad abkühlt, bevor sie wieder ausgestoßen wird. Dieses Verfahren besteht aus einfachen Wassersäulen, durch welche die ausgestoßene Luft geleitet wird.

Es gibt noch weitere Maßnahmen, die den Geschäftsalltag des LNS nachhaltiger machen, wie z. B. Recyclingprogramme für unsere Laborgeräte, die an Universitäten und in einigen Fällen an humanitäre Einrichtungen gespendet werden. Wir haben auch die Verpackung einiger Produkte abgeschafft, wo diese nicht erforderlich ist. Außerdem verwenden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Einweg-Laborkittel, sondern Kittel, die von einer externen Firma nachhaltig gereinigt werden. Weitere Projekte befinden sich in der Entwicklung, wie z. B. ein Konzept für eine umweltfreundliche Mobilität des Personals oder der Wechsel der Beleuchtung im LNS auf LED-Systeme.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir, wenn wir es können, ohne die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder die Zuverlässigkeit unserer Analyseergebnisse zu gefährden, alles daransetzen, unseren ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren und so zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen.

 

[1] https://hbr.org/2019/05/the-investor-revolution

[2] https://www.un.org/fr/observances/earth-day/message